Prognosemärkte Lichtblau
Ein weiterer Artikel über Prognosemärkte in der ZEIT. Ich finde das Fazit etwas schwammig, deswegen hier mein Eigenes.
Im Januar stolperte ich über diese Frage bei Manifold:
Wenig später saß ich mit
in einem Cafe und nun wurde dieser Newsletter in der ZEIT erwähnt: Wetten, dass Sie dieser Text interessiert?Der Artikel erwähnt diese Anekdote von 2023 aber ohne Link. Ich mag die Geschichte immer noch, weil es so persönlich ist im Gegensatz zu vielen anderen Prognosen.
Gegen Ende des Artikels schreibt Quentin als Fazit:
Die Wettmärkte könnten sich im besten Fall, sofern die Manipulation nicht überhandnimmt, nicht als spektakuläres Orakel etablieren, sondern als das genaue Gegenteil: als Ort, um in einer Gegenwart von hot takes und überhitzten Debatten wieder etwas abzukühlen.
Schön geschrieben! Das ist genau das, wo Prognosemärkte in unserer Medienlandschaft eine Lücke füllen können.
Ein Fall der mir bei “hot takes” direkt in den Sinn kommt, ist die Al-Ahli Arab Hospital Explosion 2023. Ich erinnere mich, dass es auch medial schnell explodiert ist. Manifold hatte fast sofort einen Prognosemarkt dazu, ob es Israel oder Hamas war.

Wikipedia beschreibt die Ursache immer noch als “contested” also “umstritten”. Ich finde keinen Markt der noch offen ist, also wird es wohl dabei bleiben, dass jeder selbst entscheiden muss, welchen Quellen er hier vertraut. Das ist unbefriedigend.
Trotzdem fand ich es damals hilfreich während der chaotischen Berichterstattung die Wahrscheinlichkeit im Prognosemarkt zu verfolgen, die relativ stabil blieb:
So eine Bewertung schaffen unsere traditionellen Medien, selbst die ZEIT, nicht sehr gut, denn eine Redaktion will neutral bleiben. Klare Meinungen werden entweder separat als Kommentar veröffentlicht oder zusammen mit einer gegenteiligen Meinung. Dadurch entsteht beim Leser üblicherweise ein 50-50 Eindruck bzw. ein “Man weiß es nicht”.
Wenn man sich das Manifold-Diagramm oben anschaut, war es aber nicht 50-50 sondern 90-10. Mit anderen Worten: “man weiß es nicht sicher, aber es gibt eine klare Tendenz”. Aber wo findet man eine so nuancierte Aussage von unseren Medien?
Damit schließt sich der Kreis zu Lichtblau’s Artikel. Er endet auch nicht mit einem klaren Fazit, sondern damit:
Diesen Text haben Sie ja nun tatsächlich bis zum Ende gelesen. Hätten Sie wahrscheinlich auch, wenn die Schwarmintelligenz gegen Sie gewettet hätte. Die dachte übrigens mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit, dass ich meinen Text bis Sonntag fertig schreibe. Wie soll ich sagen: Da kennt sie mich schlecht.
Das klingt mir nicht nach einem klaren Urteil sondern nach Ungewissheit. Es zeigt auf einen einzelnen Fall, wo Manifold offensichtlich daneben lag. Was soll man als Leser nun mitnehmen?
Meine Meinung ist weiterhin, dass Prognosemärkte die beste Prognosemethode sind. Wer die Folgen seiner Entscheidungen besser prognostizieren kann, der trifft auch bessere Entscheidungen.
Wahrscheinlich nicht bis nächsten Monat, liebe Leser! 😊