Schnell ≥ Prognosen
Es ist Mittwoch und ich habe noch keinen Newsletter geschrieben. Was kann ich schnell noch schreiben? Hm, “schnell” ist ein gutes Stichwort, denn das ist vielleicht mein größter Gegner.
Ich stecke Arbeit in diesen Newsletter, weil ich glaube, dass die Welt besser wäre, wenn wir bessere Prognosen hätten und dass wir Prognosemärkte einfach nur in größerem Umfang tun müssten. Natürlich bin ich mir nicht völlig sicher. Diese Überzeugung könnte Blödsinn sein. Es gibt auch gute Argumente dagegen. Das Beste wurde kürzlich wiederholt in diesem Newsletter:
Kurz gesagt ist die These: Die Fähigkeit gute Prognosen zu stellen verliert gegen die Fähigkeit schnell zu reagieren.
Das war auch das Fazit das Cedric Chen gezogen hat [+meine Übersetzung]:
At the end of the Forecasting series I admitted that forecasting wasn’t as useful to the average operator as I thought it would. I then homed in on ‘fast adaptation to uncertainty’ as an alternative to ‘become very good at forecasting’.
Am Ende der Prognoseserie musste ich zugeben, dass Prognosen für den durchschnittlichen Unternehmer nicht so nützlich sind, wie ich dachte. Ich habe mich dann auf "schnelle Anpassung an die Ungewissheit" als Alternative zu "sehr gut in der Vorhersage werden" fokussiert.
Die richtige Antwort ist natürlich immer: Kommt drauf an.
Worauf kommt es an? Beliebte Buzzwords an dieser Stelle sind Stacey Matrix und Cynefin Framework mit dem Spektrum von “einfach” bis “chaotisch”.
Einfach: Man weiß wie der Hase läuft, die Arbeit muss halt gemacht werden.
Kompliziert: Man muss Hirnschmalz reinstecken, aber dann kriegt man schon raus wie der Hase laufen wird.
Komplex: Man muss beobachten wie der Hase läuft und sich ständig anpassen. Man kann nur grob sagen, wo es überhaupt hingehen soll.
Chaos: Es geht seit gestern nicht mehr um den Hasen und gerade eben haben wir erfahren, es läuft auch nicht sondern es fliegt. Keine Ahnung was morgen passiert.
Prognosen sind in einem einfachen Bereich leicht und unmöglich im Chaos, denn dort kann man nur kurzfristig reagieren. Dazwischen ist der Graubereich, wo Prognosen mal mehr mal weniger präzise möglich sind.
Auch in der Manifold Community wird das Thema immer wieder diskutiert. Man verdient dort sehr viel schneller und leichter Mana, wenn man einfach schneller ist als die Anderen statt ein paar Prozent besser zu prognostizieren. Gerade für Neulinge finden sich noch viele Gelegenheiten, wo man schnell ein bisschen was verdienen kann.
Man sollte langfristige Fragen vermeiden, wenn man auf Rendite zielt. Selbst wenn man erwartungsgemäß seinen Einsatz vervielfachen würde, wäre das pro Jahr eine schlechte Rendite, weil es einfach zu lange dauert, bis man den Gewinn bekommt. Also lieber kurzfristige Märkte oder Reaktionen auf aktuelle Nachrichten. (Aber nicht, dass es risikofrei wäre, wie letzte Woche geschrieben)
Und was ist nun die Moral der Geschichte?
Prognosemärkte sind keine Allzweckmittel. Es gibt durchaus viele Szenarien, wo andere Ansätze viel nützlicher sind. Trotzdem bin ich noch überzeugt, dass mehr Prognosemärkte gut für uns wären. Es schließt sich ja offenbar auch nicht aus. Mit Schnelligkeit lässt sich auch auf Prognosemärkten einiges reißen.
Unser Diplomacy Spiel bietet einige relative gemütliche Prognosemärkte, denn jeder Zug dauert einen Tag. Also kein Stress, dass sich jede Minute etwas ändern könnte, aber man muss auch nicht Wochen oder Monate auf das Ergebnis warten. Ich würde mich freuen ein paar mehr Teilnehmer auf den Prognosemärkten zu sehen.
Wahrscheinlich bis nächste Woche liebe Leser! 😊