Nach den Wahlen ist vor den Wahlen
Zwei Lektionen habe ich dieses Wochenende gelernt zum Thema Wahlen und das, obwohl sie doch so vorhersehbar waren.
In Bayern und Hessen wurde gewählt.
Zwei Landtagswahlen, in beiden Ländern lagen die Amtsinhaber in den Vorwahlumfragen klar vorn - so weit, so langweilig. Und dennoch zählen die Abstimmungen in Bayern und in Hessen am heutigen Sonntag zu den innenpolitisch spannendsten Terminen in diesem nicht gerade spannungsarmen Jahr. (Tagesschau am Wahltag)
Was genau war denn so spannend diesem Artikel zufolge? Fünf Fragen.
Gewinnt Söder mit seiner CSU in Bayern hoch genug, um zumindest potenziell als möglicher Kanzlerkandidat der Union für 2025 im Rennen zu bleiben?
Anders gefragt: Sind Söder’s Chancen, Kanzler zu werden, gesunken? Leider gibt es bisher keinen guten Prognosemarkt dazu. Der Folgende dürfte es werden:
Vielleicht wird das bei den Landtagswahlen 2024 wieder interessant und nun sind wir vorbereitet. Man könnte dann Fragen stellen wie: Fallen Merz’ Chancen Kanzler zu werden unter x% falls AfD über y% der Stimmen in Thüringen erhält? Das wäre konkreter, als schwammig zu fragen: Schadet die starke AfD dort der CDU im Bund?
Wird Boris Rhein zu einem starken CDU-Ministerpräsidenten, wie Wüst und Günther?
Gleiches Problem wie mit Söder: Kein Markt vorhanden. Wir lernen das noch. Ich habe jedenfalls einen Markt für CDU-Kanzlerkandidaten erstellt.
Gibt es andere Wege die “Stärke” eines Ministerpräsidenten zu messen? Für Hinweise wäre ich dankbar.
Wird Nancy Faeser ihren Posten als Innenministerin verlieren, weil sie als Spitzenkandidatin in Hessen verloren hat?
Schon vor der Wahl hat Kanzler Scholz klar gesagt, dass er sie behalten will. Nach der Wahl hat er es nochmal bekräftigt. Ein paar Gründe gibt es offenbar.
Auch hier hat niemand daran gedacht, einen Markt zu erstellen. Vielleicht hätte es hier einen Sprung nach oben gegeben bei den Wahlergebnissen?
Wird das Image der Ampel noch schlechter, wegen schlechter Wahlergebnisse?
Wie misst man das Image der Ampel? Vermutlich an Hand der Sonntagsfrage: Wenn heute Bundestagswahl wäre, wen würden sie wählen? Da stehen alle drei Regierungsparteien aktuell schlechter da, als bei der letzten Wahl.
Korrekterweise müssen wir aber noch auf die nächste Umfrage warten, denn diese Daten sind vom Samstag. Die Frage ist ja, wird es nun noch schlechter? Es gibt ja den Effekt, dass Menschen gerne die Gewinner wählen und das könnte die AfD weiter wachsen lassen.
Wie auch immer, dafür brauchen wir keinen Prognosemarkt. Für sehr signifikant halte ich die Image-Frage zwei Jahre vor der Wahl auch nicht.
Ist die AfD erfolgreich?
Natürlich. Das war aber an den Umfragen vorher schon deutlich sichtbar.
Ist die Frage vielleicht eher, ob die Umfragen repräsentativ waren? Nun in Bayern waren sich die verschiedenen Umfragen einig, dass die AfD 14% haben sollte und es wurden 14,65% ausgezählt. Für Hessen wurden zuletzt 16% abgefragt und es wurden 18,4%. Da ging es also etwas daneben. Einen Prognosemarkt zum Vergleich gibt es nicht.
Nein, eigentlich macht ein Prozent hin oder her nichts aus. Dass die AfD Zuwachs hat, war auch ohne Wahl klar.
Was haben wir also gelernt für die nächsten Wahlen?
Frühzeitig Prognosemärkte für Kandidaten anlegen, damit man im Verlauf die Reaktionen beobachten kann.
Auf Nebenwirkungen achten. Ich hatte Faeser nicht im Blick.
Die nächste Wahl in Deutschland ist die Europawahl im Juni zusammen mit Kommunalwahlen in Sachsen und Baden-Württemberg.
Dieser Newsletter wird nur noch monatlich, statt wöchentlich, erscheinen. Stattdessen gibt es aber wöchentlich marketwise, die englische Variante. Ein gewichtiger Grund ist, dass ich bisher kein großes Interesse gefunden habe:
Vielleicht ist Deutschland noch nicht so weit. Ein paar Mal hab ich negatives Feedback bekommen, dass Prognosemärkte doch nur “böses Glücksspiel” seien. Altersvorsorge mit Index-ETFs wird ähnlich verteufelt.
Wahrscheinlich bis nächsten Monat liebe Leser! 😊